Mythos-Check: Pickel entstehen durch schlechte Hygiene

Mythos-Check: Pickel entstehen durch schlechte Hygiene

Viele Menschen glauben, dass Pickel ein Zeichen mangelnder Sauberkeit sind. Der Mythos hält sich hartnäckig, weil Akne sichtbar ist und daher schnell mit „nicht gut genug gewaschen“ verbunden wird. Dermatologisch ist dieser Zusammenhang jedoch falsch und oft sogar schädlich, weil er Betroffene stigmatisiert und zu übermäßiger oder aggressiver Reinigung verleitet.

Warum Hygiene nicht die Ursache ist

Pickel entstehen, wenn sich Talg, abgestorbene Hautzellen und Bakterien in verstopften Poren sammeln und Entzündungen auslösen. Die treibenden Faktoren liegen fast immer unter der Hautoberfläche, nicht auf ihr:

1. Hormone

Schwankungen in Pubertät, Zyklus, Schwangerschaft oder Stress erhöhen die Talgproduktion. Mehr Talg heißt höhere Wahrscheinlichkeit für verstopfte Poren.

2. Genetik

Die Veranlagung der Haut bestimmt, wie aktiv Talgdrüsen arbeiten, wie schnell Poren verstopfen und wie stark Entzündungen ausfallen.

3. Hautbarriere & Entzündung

Eine geschwächte Hautbarriere reagiert schneller gereizt. Auch innere Entzündungsprozesse können das Hautbild beeinflussen.

4. Bakterielle Balance

C. acnes, das typische Akne-Bakterium, ist ein natürlicher Hautbewohner. Es wird nicht durch „mehr Waschen“ reduziert. Entscheidend ist die Umgebung im Poreninneren, nicht die äußere Sauberkeit.

Warum zu viel Hygiene sogar schadet

Der Glaube an „schlechte Hygiene“ führt oft zu falschem Verhalten:

  • Zu häufiges Waschen entfernt natürliche Lipide und destabilisiert die Barriere.

  • Aggressive Reiniger erzeugen Mikroverletzungen und erhöhen Entzündungen.

  • Mechanisches Schrubben verstärkt Rötungen und kann Pickel verschlimmern.

Das Ergebnis ist oft mehr Akne, nicht weniger.

Was wirklich hilft

Eine hautfreundliche Routine basiert nicht auf Härte, sondern auf Balance:

  • Zweimal täglich mild reinigen, nicht öfter.

  • Nicht komedogene Pflegeprodukte verwenden.

  • Chemische Peelings wie Salicylsäure gezielt einsetzen, nicht täglich ohne Bedarf.

  • Wirkstoffe wie Retinoide oder Benzoylperoxid nach dermatologischer Empfehlung nutzen.

  • Stress, Schlaf und Ernährung als ergänzende Faktoren betrachten.

Fazit

Pickel sind kein Hygieneproblem. Sie sind ein biologisches Zusammenspiel aus Hormonen, Genetik und Hautphysiologie. Eine saubere Hautpflege ist sinnvoll, aber Reinlichkeit ist nicht die Ursache und nicht die Lösung. Wer diesen Mythos versteht, kann Akne sachlich und ohne Schuldgefühle angehen.

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